Heute ist der Geburtstag meiner Oma, wäre, denn seit vielen Jahren ist sie nicht mehr bei uns. Aber wie so viele Omas, die nicht mehr da sind, ist sie immer noch und immer wieder präsent. Wie sehr hat sie sich um mich gekümmert, ihren einzigen Enkel. Und schulisch war sie mit dem eher geschlagen als gesegnet. Ihr Mann, mein Opa, war Lehrer, ausgerechnet, und ich in der Schule alles andere als eine Leuchte. Ihr Enkel ist der toteste Schüler an dieser Schule, sagte Lehrer Sierer meinem Opa, und der, Deutschlehrer, bemerkte trocken, dass man tot nicht steigern könne. Und die wiederum trockene Antwort hieß: „Bei Ihrem Enkel machen wir eine Ausnahme“.

So liebten wohl beide, Oma und Opa, Ihren Enkel sehr, Oma wohl zärtlicher, Opa eher
mit dem Kopf. Und bei Oma durfte man alles, auch wenn sie ständig sagte, dass ich „ein paar hinter die Löffel bekäme“ ist es nie dazu gekommen. Dazu hatte sie ein viel zu großes Herz. Und gradlinig war sie trotzdem, die Oma, wie so viele andere Omas auch, die ich damals kannte. Krank, im Bett bleiben, nicht in die Schule gehen? Gabs nicht! „Stell dich nicht so an, steh auf“ sagt sie nur und ich gehorchte. Außer, man war wirklich krank, Masern mal, und Scharlach, aber das wars dann auch.

Ich stell mir meine Oma gerade vor, heute, mit den Jungs und Mädchen von heute. „ Mir tut mein Knie weh, ich habe Kopfschmerzen, ich seh alles doppelt, ich habe Fruktoseintoleranz….“ Nichts von dem hätte sie verstanden, ich übrigens damals auch nicht. „Fruktoseintoleranz? Iss was Süßes, dann geht das weg.
So war unsere Liebe damals groß und gegenseitig. Und als sie nicht mehr da war habe ich erst richtig gemerkt, wie sie mir fehlte. Vielleicht kann ich bei meinen Enkeln ein bisschen Opa sein so wie sie damals. Das wäre es. Deshalb freue ich mich auch immer, wenn bei der Anmeldung eines Kindes an unserer Schule die Omas und Opas dabei sind. Ein Hoch auf alle Omas und Opas, und für mich ein ganz besonderes auf meine Oma…..Danke Oma, auch dafür, dass ich nie eine „hinter die Löffel“ bekommen habe…

Jascha, Emilia, Jonathan, jetzt bin ich der Opa und Ihr die Enkel….Wie schön, dass es euch gibt…